20. August 2012 vk.admin

„Was zu viel ist, ist zu viel“ – Die Kunst Grenzen zu setzen und zu akzeptieren!

Grenzen

Zwischen Grenzen erfahren und Grenzen überschreiten kann ein ganzes Leben liegen.
– Alexander Saheb –

Alle Menschen haben mentale Grenzen. Manche wissen gar nichts davon und fühlen sich deshalb oftmals fürchterlich angegriffen. Andere kennen ihre Grenzen nur allzu gut und versuchen mit allen Mitteln, dass keiner auch nur einen Schritt darüber tritt. Wiederum andere machen sich keine Gedanken über die Grenzen anderer und überschreiten sie mit wachsender Begeisterung immer und immer wieder. Grenzen haben eine extrem große Rolle im Leben. Nur wer seine eigenen Grenzen kennt und diese auch hält und kommuniziert wird ein glückliches Leben haben. Und genauso wichtig finde ich es die Grenzen von anderen zu akzeptieren und zu wahren.

Ich habe einmal gesagt wo Menschen aufeinander treffen da menschelt es. Und da das Menscheln oft zu Ärger und Streit werden kann und die unterschiedlichen Grenzen dabei eine extrem große Rolle spielen, habe ich mich entschieden den heutigen Artikel voll und ganz den menschlichen Grenzen zu widmen. Und glaube mir es gibt extrem viel über dich und deine engsten Mitmenschen zu erfahren, was du so bestimmt noch nicht gehört hast.

Denke mal in deinem Leben zurück. Es gibt bestimmt einen Moment, indem jemand deine Grenzen überschritten hat. Hat dich jemand angegriffen, ist dir körperlich und verbal zu nahe gekommen, hat dich verletzt, hat sich unfair und ungerecht verhalten, ohne dass du es verstehen und akzeptieren konntest? Grenzen werden täglich überschritten. Warum? Weil keiner in den anderen hineinschauen kann und weil wir auch alle keine ausgebildeten Psychologen sind, die jede Grenze locker über das Monokel schielend erraten können.

Jeder Mensch hat Grenzen. Ganz klare Linien. Eine Schmerzgrenze. Ein wunder Punkt, an dem alte oder neue Wunden aufgerissen werden. Grenzen sind persönliche Hoheitsgebiete, in die besser keiner eintreten sollte. Wir bestimmen was okay ist, was in unserem Königreich geduldet ist und was mit der Todesstrafe bestraft werden sollte. Na gut, soweit sollte man nicht gehen, aber ich denke du weißt auf was ich hinaus will. Just in dem Moment, in dem ein anderer unser Grenzgebiet ungefragt passiert, durchfährt uns ein Blitz. Wir merken sofort, wenn etwas zu weit geht – und wie reagieren wir? Sagen wir sofort, dass war zu viel? Nein! Wir sind peinlich berührt, geraten in Stress, werden Rot, laufen weg, schämen uns oder schießen selbst mit unfairen Giftpfeilen. So viel sei gesagt. Keiner dieser Möglichkeiten ist auch nur annähernd akzeptabel!

Mein Nachbar z.B. wird extrem sauer und aufgebracht, wenn ihn jemand enttäuscht, wenn jemand sein Wort nicht hält und ihn hintergeht. Hier liegt seine Schmerzgrenze sehr niedrig.. Ihm ist Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sehr wichtig. Das ist seine Grenze.  Du wirst vielleicht ganz andere Grenzen setzen. Jeder wird anderen Grenzen setzen, deswegen sind sie als Außenstehender ja auch so schwer zu erkennen.

Ach ja und nicht, dass du jetzt glaubst es gäbe eine Unterscheidung zwischen Mimosen, also sehr dünnhäutigen Menschen und den starken Maxen, also sehr dickhäutigen Menschen. Klar haben die introvertierten meist engere Grenzen und sind leichter zu verletzen, aber auch die extrovertierten haben extrem viele Wunde Punkte. Der einzige Unterschied ist wie die beiden Typen reagieren. Der eine zieht sich noch weiter in sein Schneckenhaus zurück, der andere wird auch mal die verbale Faust ballen – oder das verbal weglassen.

Was ich eigentlich sagen will, Grenzen sind überall und jeder hat sie – wenn sie auch immer anders aussehen. Diese Verschiedenheit ist der Grund, warum wir jeden Tag Grenzen überschreiten ohne es zu merken. Im Umkehrschluss werden unsere Grenzen natürlich auch ständig attackiert. Oft passiert das ohne, dass wir es wollen oder es merken. Aber das ist keine Ausrede. Es ist an der Zeit Klarheit zu schaffen und seine Grenzen kennen zu lernen, um besser mit den fiesen Überschreitungen umgehen zu können.

Klar, nicht jede Überschreitung muss sofort mit lautem Gebrüll  aufgedeckt werden. Es ist sicher nicht von Vorteil jedes Mal wenn wir uns auf den Schlips getreten fühlen, sofort wie ein bockiges Kind loszuschreien. Nein, wir alle haben einen gewissen Toleranzwert, der auch sehr wichtig ist. Sonst wäre unser Leben eine einzige Jammerei. Ich rede heute von schwerwiegenden Grenzüberschreitungen. Von Dingen, die einfach nicht gehen. Sätze, die man so nicht hinnehmen darf. Dinge, die uns verletzen und die wir in uns hineinfressen – mit dem traurigen Ergebnis „Selbstzweifel“!

An diesem Punkt reicht es nicht mehr alles herunterzuschlucken und tolerant zu sein. Es gibt einen Punkt, an dem wir sagen müssen:

  •  „Also wirklich, hier bist du mir zu weit gegangen.“
  • „Das will ich so nicht.“
  • „Das ist mir unangenehm.“
  • „Das ist nicht in Ordnung für mich, wenn du das tust oder sagst.“
  • „Lass das bitte und mach das nicht wieder.“
  • „Du … ich weiß, du meinst es gut … aber hier bist du mir viel zu schnell … so gut kennen wir  uns noch nicht.“
  • „Hey, pass auf, wenn du das noch mal machst, bekommen wir ernsthafte Probleme  miteinander.“

Warum Grenzen setzen?

Wer keine Grenzen setzt und einhält wird nicht glücklich. So einfach ist das! Natürlich sollten wir Grenzen nicht nur aus Eigeninteresse setzen, sondern damit die Menschen um uns herum wissen, mit wem sie es zu tun haben! Ist es dir schon mal aufgefallen, dass du Menschen mit starken und gesunden Grenzen (nicht nur Menschen, die dir Nahe stehen, sondern auch entfernte Bekannte oder Fremde) gerne hast und gut mit ihnen umgehen kannst. Du weißt einfach woran du bist.

Nichts macht uns stärker als gesunde Grenzen zu setzen. (Gesunde Grenzen machen übrigens auch attraktiv) =)

Leider gibt es nur sehr wenige Menschen, die bereit sind für sich, ihre Bedürfnisse und Wert einzustehen. Ein gut gebauter, gesunder Grenzzaun ist um die 4 Meter hoch. Der Grenzzaun der meisten Menschen hat jedoch nur mickrige 40 Zentimeter. Du kannst dir vorstellen, dass jeder diese Mini-Hürde locker überspringen kann!

Ein Mensch, der so eine kleine Witzgrenze sein Eigen nennt, lässt sich von allen herumkommandieren. Mit ihm kann man alles machen, ohne dafür Konsequenzen fürchten zu müssen:

  • unhöflich sein,
  • auflaufen lassen,
  • ausnützen,
  • unter Druck setzen,
  • überreden,
  • emotional fertig machen,
  • mobben.

All diese Dinge lassen Menschen, deren Grenzzaun zu klein ist mit sich machen. Willst du so ein schutzloser Mensch sein?

Wie so oft geht es hierbei um ein starkes Selbstbewusstsein, um Selbstvertrauen! Wer seine eigene Grenze kennt und sie stark hält ist Selbstbewusst!

Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wie wir unseren Grenzzaun auf eine stattliche Höhe bringen?!

Die Antwort:


Schritt 1: Werde dir denen eigenen Grenzen bewusst!

Es ist ganz einfach, der erste Schritt zur Stärkung der Grenzen, ist sich selbst die Erlaubnis zu geben überhaupt Grenzen zu haben, die man schützen will. Du kannst mir glauben wie viele damit Probleme haben sich Ängste oder Schwächen einzugestehen, geschweige denn zuzugeben eine Grenze zu haben, deren Überschreitung sie verletzt. Sei nicht so dumm wie all die anderen! Du kommst also nicht daran vorbei auf die Suche nach deinen ganz eigenen Grenzen zu gehen. Du weißt ja was sonst passiert: Du wirst ohne Schutz überrannt und in die Pfanne gehauen. Die Tatsache, dass jemand in dein Hoheitsgebiet eingebrochen ist, erkennst du übrigens meist erst sehr viel später, oft im Bett, wenn die Trauer und Wut hochkommt!

Versuche also deine Grenzen auszuloten:

  • Welche deiner Bedürfnisse sind dir so wichtig, dass deren Missachtung eine Grenzüberschreitung für dich bedeutet? (Zum Beispiel das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Fairness oder Respekt)
  • Was ist dir so wichtig, dass du dafür kämpfst, wenn diese für dich wichtige Sache durch andere verletzt wird? (Zum Beispiel wenn jemand eine Person öffentlich durch den Kakao zieht!)
  • Welches Verhalten anderer Menschen verletzt deine Grenzen?
  • Was ist für dich nicht in Ordnung?
  • Was muss jemand tun, um deine Grenzen zu überschreiten?
  • Welches Verhalten bist du nicht länger bereit zu tolerieren?
  • Wann hast du dich das letzte Mal im Kontakt zu einem anderen Menschen schlecht gefühlt und welche deiner Grenzen wurde da eventuell überschritten?

  Frage dich aber auch:

  • Wann und wo erlaubst du anderen Menschen, nahe an dich heranzukommen?
  • Wer darf in welcher Situation Dinge, die andere nicht dürfen?
  • Welchen Menschen erlaubst du was? (Von wem nimmst du gerne Kritik an und von wem eher nicht?)

Diese Fragen helfen dir dabei dich und deine Grenzen besser zu verstehen. Dieser Schritt ist extrem wichtig. Überhaupt hilft es extrem sich hin und wieder einem inneren Frühjahrsputz zu unterziehen und seine aktuelle Situation aufzudecken und zu bewerten! Frage dich ganz bewusst nach deinen Grenzen!


Schritt 2: Gestehe dir deine Grenzen!

Der nächste Schritt besteht nicht nur darin sich seine Grenzen einzugestehen, sondern auch sie von anderen einzufordern. Dieses Recht hast du! Wirklich jeder Mensch, ob groß oder klein hat das Recht auf seine Grenzen! Du hast das Recht darüber zu entscheiden welches Verhalten du tolerierst und welches eben nicht!

Ich weiß, das fällt uns schwer. Und warum? Weil wir alle kleine ängstliche Hasen sind, die große Angst vor der eigenen Courage haben! Wir akzeptieren uns selbst nicht, wir schätzen uns selbst nicht wert, wir nehmen uns selbst nicht wichtig. Sage mir, wie sollen wir es dann schaffen für unsere Grenzen einzustehen?

Wir nehmen andere Menschen viel wichtiger als uns selbst. Und damit bewerten wir die Freiheit ihres Handelns, also dir der anderen Menschen, wichtiger als unsere Rechte auf unser Wohlbefinden und unsere Grenzen! Dabei hast du genau eine Aufgabe: Für dein Wohl zu sorgen! Natürlich heißt das nicht egoistisch zu sein, und andere im Regen stehen lassen, das meine ich nicht! Ich meine sich selbst so wichtig zu sehen, dass man anderen überhaupt helfen kann und selbstbewusst durch Leben geht! Und das schaffst du eben indem du deine eigenen Grenzen kennst und auch einforderst, wenn sie überschritten werden.

Das bedeutet für dich: Selbstwertgefühl steigern! Wie du das schaffst? Ganz einfach: Schließe endlich Frieden mit den Eigenschaften und Dingen, die du an dir hasst, mit denen du unzufrieden bist und die du nicht ändern kannst! Komm schon. Nobody is perfect!

Werfe hin und wieder mal einen Blick auf dich und beobachte wann und wo du dich selbst in Gedanke runterziehst! Wann sendest du dir selbst negative Mitteilungen? Beginne damit diese Mitteilungen nicht so ernst zu nehmen. Lerne deine Gefühle besser wahrzunehmen! Lerne dich und deine Schwächen besser kennen! Steigere dein Selbstwertgefühl.

Und dann irgendwann kannst du sagen:

Ich habe meine Grenzen und es ist absolut o. k. diese Grenzen einzufordern und wenn nötig auch selbstbewusst zu verteidigen.


Schritt 3: Lerne Konflikte zu führen

Eines ist klar: Du kommst um einen Konflikt nicht herum, wenn du dir dein Grenzen erkämpfen und von anderen einfordern willst. Wir Menschen hassen Konflikte ich weiß, aber dennoch hilft es hin und wieder über seinen Schatten zu springen, um nicht jeden Tag aufs Neue seinen Grenzen überspringen zu lassen.  Dein Ziel ist es einen Konflikt anzunehmen und ihn auch durchzuhalten ohne einzuknicken!

Wir haben leider so große Angst davor andere zu verletzen oder vor den Kopf zu stoßen, dass wir handzahme Kätzchen geworden sind! Die Angst von anderen abgelehnt zu werden, muss aber aus deinem Kopf verschwinden. Wenn es einen Grund gibt dagegenzuhalten, dann musst du diesen Schritt auch gehen! Oft trauen wir uns das nicht, weil wir Angst haben, dass andere uns nicht mehr mögen. Diese kleinen Konfliktregeln können dir helfen:

Regel 1.

„Sei hart in der Sache und weich mit den Menschen.“ Das heißt nichts anderes als, stehe zu deinen Grenzen und sage klipp und klar was du willst. Stehe zu deinen Interessen und Bedürfnissen. Dabei musst du aber immer höflich, verständnisvoll und respektvoll mit deinem Gegenüber umgehen. Sonst geht jeder Konflikt in die Hose! Sei bereit deine Meinung auch mal zu ändern, wenn es von Nöten ist, und du merkst dass du deine Interessen auch auf anderem Weg durchsetzen kannst

Regel 2.

Sagt dir gewaltfreie Kommunikation etwas? Im Grunde musst du dabei nur zwei Kleinigkeiten beachten: Bleibe immer bei dir und trenne sauber das, was passiert ist (die Fakten), und die eigene gefühlsmäßige Reaktion auf das, was passiert ist. Der Trick besteht darin seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und einzufordern ohne dem anderen Vorwürfe zu machen.

 

Denke bitte immer daran: Es ist dein Recht das einzufordern was du brauchst. Wenn dein Gegenüber sauer und aggressiv wird, dann lass das nicht auf dich projizieren, sondern bleibe dir treu, ruhig,  sachlich und lege deinen Punkt so lange dar, bis der andere verstanden hat, worum es dir geht.

Weitere Kommunikationstricks findest du übrigens hier:

Ich hoffe du hast deine Grenzen gefunden und kannst in Zukunft offen und bestimmt sagen, was dich stört! Und wie immer viel Spaß beim Ausprobieren und Glücklich sein!


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Kommentare (2)

  1. Martina Osterbauer

    ….ja die Überlegungen helfen mir sehr ! Werde das mal setzen lassen und dann in die Richtung Grenzen setzen (bei mir geht es um das beziheungsthema) lernen weiter an mir arbeiten
    DANKE jedenfalls für das Augen öffnen (-:
    Interessanterweise kann ich beruflich (bin Führungskraft) sehr gut und leicht grenzen setzen – in der Beziehung versage ich hier aber immer wieder. 🙁
    Aber man braucht ja eh immer Aufgaben – also werd ich mich dran machen es zu lernen ….das ist ja vermutlich auch der Grund weshalb das Schicksal mich über ihre Seite stolpern hat lassen (-:

    Lg
    Martina Osterbauer

  2. Gabi Köhler

    Vielen Dank für die tollen Worte, hilft mir sehr. Super geschrieben. ??

    Viele Grüße
    Gabi

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